Verfahrenspraktiken in den reichsständischen Beratungen auf dem Westfälischen Friedenskongress

Dissertationsprojekt von Alexander Gerber M.A.

Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler arbeiten hinter einer Glasfassade und mischen Chemikalien mit Großgeräten.
© gemeinfrei

Die Rolle der Reichsstände auf dem Westfälischen Friedenskongress ist im Gegensatz zum Wirken der auswärtigen Mächte wie auch der kaiserlichen Seite nur wenig erforscht. Das Vorhaben will in diesem Sinne die Beratungen der drei reichsständischen Kurien (Kurfürstenrat, Fürstenrat und Städterat) vergleichend untersuchen.

Quellengrundlage der Arbeit ist die im Rahmen der Acta Pacis Westphalicae erarbeitete Edition der reichsständischen Beratungsprotokolle. Ergänzt wird diese durch weiteres Material wie etwa die Instruktionen der reichsständischen Gesandten oder die Protokolle des Corpus Catholicorum und Corpus Evangelicorum.

Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf die zur Anwendung kommenden Verfahrenspraktiken, welche grundsätzlich von essentieller Bedeutung waren, um einen strukturierten Ablauf der Verhandlungen zu sichern, aber auch, um Räume für die Inszenierung von Rang und Status eines jeden Teilnehmers zu schaffen. Vorarbeiten haben gezeigt, dass auch die sogenannten „mindermächtigen“ Akteure am Westfälischen Friedenskongress wie etwa die Reichsstädte Verfahrenspraktiken in diesem Sinn verstanden, gezielt ausübten oder auch bewusst boykottierten.

Themenfelder, bei denen diese Strategien zum Tragen kamen, waren etwa die je nach Situation und Akteur unterschiedliche Wahrnehmung des Kongresses als ein conventus extraordinarius oder ein „Quasi-Reichstag“, die teils problematische Rollenvielfalt der Gesandten, die oftmals neben mehreren Reichsständen auch eigene Interessen der Statusrepräsentation vertraten, die Inszenierung der Sitzordnung und der protokollierten Abstimmungen in den Kurien sowie die Besetzung und Durchführung von Deputationen zu anderen Kongressteilnehmern.

Über diese Themenfelder sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede reichsständischer Verhandlungspraktiken herausgearbeitet werden, um so einen Beitrag für das Verständnis frühneuzeitlicher Friedenskongresse zu leisten.

Bearbeiter: Alexander Gerber M.A. (Wissenschaftlicher Mitarbeiter)

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