Wendepunkte. Friedensanfang und Friedensende vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart

Wissenschaftliche Fachtagung in Kooperation mit der Deutschen Stiftung Friedensforschung und dem Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück.

Die Tagung fand statt vom 24. bis 26. Oktober 2018.

Warum und unter welchen Umständen wird Frieden aufgegeben und unter welchen Gegebenheiten wird Frieden wiederhergestellt? Die für das menschliche Zusammenleben grundlegende Frage, die sowohl die Entstehung als auch die Beendigung von Krieg in den Blick nimmt, ist in der Forschung in dieser Form noch nicht gestellt worden.

Im Unterschied etwa zu den zwei von Bernd Wegner herausgegebenen Sammelbänden „Wie Kriege entstehen“ und „Wie Kriege enden“, die ausdrücklich den Krieg thematisieren, stellt die eingangs gestellte Leitfrage den Frieden in den Mittelpunkt. Damit wird weit stärker auf das Paradoxon hingewiesen, dass Menschen in bestimmten Situationen bereit sind, den allseits als höchstes Gut (pax optima rerum) und wichtigste gesellschaftliche Norm akzeptierten Frieden zugunsten des überwiegend als tod- und verderbenbringendes Übel erachteten Krieges – die „Geißel“ der Menschheit, wie es in der Präambel der UN Charta heißt - vorübergehend aufzugeben.

Auf der Suche nach Motiven und Intentionen für die zeitweise Aufgabe des Friedens und seine spätere Wiederherstellung verfolgte die Tagung in Osnabrück das Ziel, Dynamiken und Wendepunkte in den Blick zu nehmen, die einerseits vom Frieden zum Krieg und andererseits vom Krieg zurück zum Frieden führen. Ausgangspunkt war hierbei die Überlegung, dass Frieden und Krieg letztlich idealtypische Konstrukte sind, deren Übergänge bislang noch nicht systematisch in vergleichender und diachroner Weise erforscht worden sind. Auf der Tagung wurden daher Übergangsphänomene zwischen Frieden und Krieg anhand ausgewählter Beispiele aus historiographischer und politikwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet.

Die Konferenz nahm drei Kriege sowie die jeweils vor- und nachlaufenden Prozesse diachron-vergleichend in den Blick und spannte einen Bogen von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart. Hierfür wurden folgende Fallbeispiele ausgewählt:

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648/50)
Der Erste Weltkrieg (1914–1918/19)
Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien (1991–2001)
Bei diesen Gewaltkonflikten handelt es sich um zentrale kriegerische Auseinandersetzungen der europäischen Geschichte, die auf unterschiedliche Weise bis heute nachwirken. Sie haben gemein, dass sie sich zum Teil im Jahr 2018 jährten. So wurde in diesem Jahr an den Beginn des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren, den Abschluss des Westfälischen Friedens vor 370 Jahren sowie das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren erinnert.

Darüber hinaus werden in den öffentlichen Debatten immer wieder Analogien zu aktuellen Kriegen und Konfliktherden sowie möglichen Friedenslösungen gemacht. Eine heute in Politik und Öffentlichkeit viel diskutierte Frage besteht darin, ob das „Modell“ des Westfälischen Friedens nicht als lehrreiches Beispiel für gegenwärtige Gewaltkonflikte herangezogen werden kann, um etwa Lösungswege für die Beendigung des Bürgerkriegs in Syrien in seiner regionalen Dimension zu finden.

Die Referentinnen und Referenten der Tagung nahmen bei der Analyse der Kriegs- und Friedensdynamiken sowohl die politischen Konstellationen, die Rolle der Ressourcen und Ökonomisierung, die Internationalisierung als auch die Ideologisierung und Medialisierung als friedensbeeinflussende Faktoren in den Blick.

Zur stärkeren Konturierung der Leitfrage verfolgte die Tagung ein Phasenmodell, das sich auf die Übergänge zwischen Frieden und Krieg sowie auf die zentralen Wendepunkte fokussiert. Sie gliederte sich in folgende Sektionen:

Friedens- und Kriegsdynamiken: Theorien und Konzepte
Dynamiken zum Krieg: Wann, wie und warum endet Frieden?
Gegenläufige Friedens- und Kriegsdynamiken während der Gewalt
Dynamiken zum Frieden: Wann und wie wird wieder Frieden möglich?
Desiderate und Perspektiven epochenvergleichender Friedensforschung
Die Sektionen orientierten sich an Leitfragen, um auf der Tagung eine zielgerichtete Diskussion führen zu können.

Eindrücke von der Tagung

Foto: Joanna Pemu (Deutsche Stiftung Friedensforschung)

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© Joanna Pemu / Deutsche Stiftung Friedensforschung
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© Joanna Pemu / Deutsche Stiftung Friedensforschung
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