Handbuch „Frieden im Europa der Frühen Neuzeit“

Die Historische Friedensforschung will die Bedingungen, Chancen und Grenzen der Realisierung des Friedens in all seinen geschichtlichen Dimensionen untersuchen. Als friedensrelevant rücken dabei Friedensideen, Friedensprojekte, staatliche und nichtstaatliche Friedensaktionen, Friedensschlüsse und kulturelle Manifestationen des Friedens, aber auch die Faktoren, die Frieden in der Vergangenheit verhinderten, in den Blick.

Während der zeitliche Fokus bisheriger Arbeiten zur Historischen Friedensforschung vor allem auf dem 19. und 20. Jahrhundert liegt, ist die Frühneuzeitforschung eher unterrepräsentiert. Schwerpunkte sind hier zum einen politische und diplomatiegeschichtliche Arbeiten, welche beispielsweise die zentralen Friedensschlüsse unter außen- und innenpolitischen Gesichtspunkten untersuchen, zum anderen ideengeschichtliche Arbeiten, die sich mit humanistisch-irenischen Traktaten oder Utopien zum Frieden sowie Friedensrepräsentationen auseinandersetzen.

Das Handbuch „Frieden im Europa der Frühen Neuzeit“ will über die bisherigen Schwerpunktsetzungen hinausgehen. Es verfolgt in diesem Kontext zwei Ziele: Zum einen sollen die bisherigen Friedensforschungen zur Frühen Neuzeit gebündelt und in knapper Form einem breiteren Leserkreis zur Verfügung gestellt werden. Zum anderen soll die spezifische Bedeutungsaufladung, die der Begriff Frieden in der Frühen Neuzeit erfuhr, verdeutlicht werden. Der Begriff Frieden stellt – wie jeder andere historische Grundbegriff – eine kulturelle Konstruktion dar und wird abhängig von bestimmten Zeitströmungen mit immer neuen Deutungsgehalten verbunden. Frieden ist in diesem Sinne ein relationaler Begriff, der aus sich heraus keine imaginative Kraft besitzt und sich erst durch die ihm beigeordneten Attribute und Eigenschaften definiert.

Zentrale Entwicklungen in der Frühen Neuzeit mit Blick auf das Verständnis von Frieden rechtfertigen es, diese Epoche in einem eigenständigen Handbuch zu bearbeiten: 1. Die Reformation und die sich aus der religiös-konfessionellen Ausdifferenzierung ergebenden Kriege, die eigene Religionsfrieden notwendig machten. 2. Die Verflechtung der konfessionellen Auseinandersetzungen mit innergesellschaftlichen Problemlagen sowie den Konflikten im Kampf um die europäische Hegemonie und 3. Die Suche nach neuen Ideen, Konzepten und Modellen, um sowohl innergesellschaftlich als auch zwischenstaatlich den Frieden wiederherzustellen und möglichst dauerhaft zu bewahren.

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